Zum 27. März



Wie wollen wir entfliehen, so wir eine solche Seligkeit nicht achten? - Hebr. 2, 3

Gott ist Liebe! Weder Menschen- noch Engelszunge kann die Liebe Gottes würdig genug beschreiben. Wer bedenkt aber, dass, je größer die Gnade ist, desto größer auch die Gefahr ist, wenn die große Gnade versäumt, verachtet, missbraucht wird. Wer vermag zu erkennen, dass außer der unendlichen göttlichen Liebe eine ebenso unendliche Gerechtigkeit und Heiligkeit im Wesen Gottes ist. Gerade weil die Gnade so groß ist, ist der Liebeseifer Gottes und Sein gerechtes Urteil über diejenigen, die die große Gnade nicht achten, sie nicht suchen, schätzen und annehmen, umso erschrecklicher! „Wenn ich nicht gekommen wäre und hätte es ihnen gesagt“, sagt Jesus, „so hätten sie keine Sünde; nun aber können sie nichts vorwenden, ihre Sünde zu entschuldigen.“
Nachdem der Apostel die große Gnade und Herrlichkeit Gottes dargestellt hat, die die Welt in der letzten Zeit empfangen hatte, indem der eingeborene Sohn aus dem Schoße des Vaters kam und zu uns redete, sagte er: „Wie wollen wir entfliehen, so wir eine solche Seligkeit nicht achten?“ Christi Blut wird und muss unbedingt zum Leben und zur Seligkeit, zur Weisheit, Gerechtigkeit, Heiligung und Erlösung gereichen, oder aber es wird zum Gericht und zum Fluch über uns kommen, wie es einst über die Juden kam! „Solches wird tun der Eifer des Herrn Zebaoth!“ „Denn muss der, der das Gesetz Mose's bricht, ohne Barmherzigkeit sterben“, sagt der Apostel, „wie viel ärgere Strafe, meint ihr, wird der verdienen, der den Sohn Gottes mit Füßen tritt und das Blut des Testamentes unrein achtet?“ Aber „den Sohn Gottes mit Füßen treten“ bedeutet, Ihn nur so gering zu achten, dass Er einem gleichgültig ist, dass man Ihn nicht sucht, Ihm nicht huldigt und Ihn nicht umfasst und somit nicht Sein eigen, Sein Jünger, Sein Freund und Nachfolger wird. Denn was man so gering achtet, dass man sich nicht bückt, um es von der Erde aufzuheben, das tritt man mit Füßen. Nicht alle Juden, über die Gottes erschreckliches Rachegericht ergangen ist, hatten Christus geschmäht oder gepeinigt, eine ganze Schar weinte sogar bei Seinem Leiden, und doch erlitten alle dasselbe Strafgericht nur darum, weil sie Ihn nicht so aufnahmen, dass sie Seine Jünger, Seine Nachfolger werden konnten.
Was aber tut nun der heilige, eifrige Gott mit dem Menschen, der Seine Liebe, Seinen Sohn und die Stimme Seines Geistes verachtet? Er macht mit ihm nichts Schlimmeres, als dass Er ihn sich selber überlässt. Er wird vom Geist des Herrn verlassen, wird nicht mehr vom Geist erweckt, beunruhigt oder erleuchtet, sondern kann seinen eigenen Weg gehen, seinem eigenen Rat, seinem eigenen Gefallen folgen, ohne Züchtigung, ohne Furcht, ohne Fürsorge um die Seele — ja, er wird ganz sicher in der Sünde gelassen. Dann wird er so verblendet und verkehrt in seinem Sinn und seinen Gedanken, dass er alles zu seinem Verderben und Schaden anwendet und dass alles, was Gott zum Segen gegeben hat, ihm zum Fluch gereicht. Was ihm zur Erleuchtung gegeben ist, gereicht ihm zur Verblendung; was ihm zur Erweckung gegeben ist, wird ihm zur Verstockung; was zum Trost und zur Seligkeit gegeben ist, gereicht ihm zu ewiger Qual und Verdammnis. Das macht der Eifer des Herrn Zebaoth!
„Es ist dies eine Eigenschaft, eine Regierungsweise Gottes“, sagt ein alter Geistesmann, „vor welcher ich von Herzen bange werde, um derentwegen ich mich heiser gerufen habe und bin dennoch nie genug gehört worden. Es ist die Eigenschaft, die Weise, von der David sagt: „Herr, bei den Reinen bist Du rein, und bei den Verkehrten bist Du verkehrt.“ Mit den Reinen, d. h. denjenigen, welche eine reine Absicht haben, wenn sie Dir nahen, redest Du einfältig, offen, begreiflich und erleuchtest und leitest sie gnädiglich; bei den Verkehrten aber bist Du verkehrt, geckest sie und verblendest sie.“
Meint jemand, dass dies zu hart von Gott geredet sei, so lese er die Worte unseres Herrn bei Matth. 13, 10–15, wo Er selber ausdrücklich sagt, dass Er deshalb in Gleichnissen rede, auf dass dem, der da hat, mehr gegeben werde, so dass er die Fülle habe; wer aber nicht hat, von dem wird auch genommen, was er hat. In Matth. 11, 25 sagt Er, dass Er dieses den Weisen und Klugen verborgen habe usw. Und 2. Thess. 2 sagt der Apostel ausdrücklich: „Dafür, dass sie die Liebe zur Wahrheit nicht haben angenommen, dass sie selig würden, darum wird ihnen Gott kräftige Irrtümer senden, dass sie der Lüge glauben, auf dass gerichtet werden alle, die der Wahrheit nicht glauben.“
So nachdrücklich kann Gott seine Verächter strafen. Es ist schwer, gegen Gott zu streiten. „Schrecklich ist es, in die Hände des lebendigen Gottes zu fallen.“ Es ist das Beste, auf gutem Fuße mit dem zu stehen, der alle Gewalt im Himmel und auf Erden hat. Denen, die Ihn suchen, lieben und Ihm folgen, wird Barmherzigkeit, unendliche Barmherzigkeit, Güte und Treue in allen ihren Lebenstagen widerfahren; aber — „die einem anderen nacheilen, werden groß Herzeleid haben.“
III/135

Ach sichrer Mensch, wach auf, wach auf,
Halt ein in deinem Sündenlauf,
Auf, ändre doch dein Leben!
Wach auf, denn es ist hohe Zeit,
Dich übereilt die Ewigkeit,
Dir deinen Lohn zu geben!
Vielleicht ist heut’ der letzte Tag,
Wer weiß doch, wann man sterben mag?




Diese Tagesandacht stammt aus dem „Täglichen Seelenbrot“ von Carl Olof Rosenius. Die Andachten des gesamten Jahres sind in Buchform hier erhältlich.


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