Zum 06. Oktober
Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der da gerecht macht! - Röm. 8, 33 |
Beachte! „Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen?“ „Gottes Auserwählte“ sind diejenigen, die „in Christus Jesus sind“, an dem Gott Sein Wohlgefallen hat und „durch den Er uns erwählt hat, ehe der Welt Grund gelegt war“. Es sind diejenigen, die Er schon hier von der Welt geschieden und zu Seinen Kindern und Erben ausgesondert hat und von denen der Herr sagt: „Ich habe euch von der Welt erwählt.“ Das ist die einzig wahre und heilsame Anwendung des Wortes „Auserwählte“, eine Anwendung, die mit dem Worte Gottes übereinstimmt und die sowohl Trost als auch Gottesfurcht einflößt. Würde ich dagegen meine Gedanken auf Gottes uns verborgenes Voraussehen richten und mir vorstellen, dass Er gesehen hat, wie ich bis an das Ende im Glauben beharren werde oder nicht, so hieße das für einen Christen, unwürdigen Leichtsinn in heiligen und ernsten Fragen anzuwenden, ja seinen Trost oder aber seine Unruhe von losen Gedanken und Vorstellungen abhängen zu lassen. Das einzig sichere ist: Solange wir nicht „mutwillig sündigen“ oder abfallen, sondern uns davor fürchten, Christus zu verlieren, kann uns nichts von Seiner Liebe scheiden; und dann sind wir zu allen Zeiten Auserwählte Gottes. Gleichwie der Apostel Petrus sagt: „Ihr seid das auserwählte Geschlecht“, so bezeichnet der Apostel Paulus hier die Gläubigen als „die Auserwählten Gottes“, führt aber doch einen besonderen Grund für den Trost an, dass keine Anklage sie treffen kann: „Gott ist hier, der da gerecht macht.“ Daraus merken wir, dass er in dieser Frage unseren Trost nicht auf das uns immer verborgene Voraussehen Gottes gründet. Aber dem „Beschuldigen“ entspricht das „Gerechtmachen“ als eine jenem vollkommen entgegengesetzte Handlung. Weil Gott gerecht macht, gilt kein Beschuldigen. Das ist der Trost des Apostels an dieser Stelle.
„Gott ist hier, der da gerecht macht.“ Gott ist der alleinige Richter. Er ist der, den wir mit unseren Sünden beleidigt haben, wie David sagt: „An Dir allein habe ich gesündigt.“ Da Gott gerecht macht, wer will dann beschuldigen? Was gelten dann die Anklagen des Herzens oder des Gewissens? Es liegt ein starker Trost in dem Umstand, den viele übersehen, dass Gott, den wir allein zu fürchten haben, der ist, der gerecht macht, der uns verteidigt, der unsere Sache auf Sein Herz genommen hat und so viele Worte anwendet, um uns von der Festigkeit Seiner Gnade zu überzeugen. Bedenke! Gott der Herr hat von Ewigkeit her den Vorsatz gefasst und von Anfang der Welt an verkündigt, dass Er uns eine Hilfe gegen unsere Sünden geben wollte. Da die Zeit erfüllt war, gab Er Seinen eingeborenen Sohn dahin, damit Er das erfüllte, was dem Gesetz unmöglich war, weshalb Er auch alle, die an Ihn glauben, gerecht macht. Wie könnten dann unsere Sünden vor Gott zu unserer Verdammnis gelten? Dann hätte Er Seinen eigenen, ewigen Ratschluss und Sein eigenes, teuerstes Werk zunichtegemacht. Wir dürfen nie vergessen, dass unsere Rechtfertigung die freie Tat Gottes ist, wie der Apostel sagt: „Er hat uns verordnet zur Kindschaft für sich selbst durch Jesus Christus nach dem Wohlgefallen Seines Willens.“ Gott der Herr spricht: „Ich, Ich tilge deine Missetat um Meinetwillen.“ Es ist auch keiner vorhanden, der einen Sünder rechtfertigen oder ihn von seiner Schuld freisprechen und für gerecht erklären kann, außer Gott allein. Gott allein ist der, der gerecht macht. Wie könnte eine Beschuldigung gegen diejenigen gelten, die Er gerecht macht? Der Apostel redet hier in dem gleichen trostvollen, mutigen Ton wie Jesus im Gleichnis von den Arbeitern im Weinberg, in dem der Hausvater sagt: „Habe ich nicht Macht, mit dem Meinen zu tun, was ich will? Dass ich diesen eine unverdiente Gabe geben will, was geht das dich an?“ So will auch der Apostel sagen: Es ist Gottes eigene, freie Sache, wen Er gerecht machen will. Nun will Er alle die gerecht machen, die dem Sohne huldigen; sie kleidet Er in Seine göttliche Gerechtigkeit und entscheidet, dass ihnen keine Sünden zur Verdammnis zugerechnet werden sollen. Er urteilt, dass alle sie noch beschwerenden Sünden ihnen stets vergeben sein sollen. Hat Er nicht Macht, mit dem Seinen zu tun, was Er will? Er allein ist ja der Herr und Richter der Menschen. Auch wenn wir das Verdienst des Sohnes Gottes oder die rechtfertigende Gnade Gottes weder recht verstehen noch schätzen, so wird sie doch von Ihm geschätzt. Er hält Sein eigenes Werk hoch und wert. Wenn nun mein Herz und Gewissen weder verstehen noch achten, was Gott in Seinem Sohn für uns getan hat, und nur meine Sünden fühlen und erwägen, so ist dies etwas, was vor Gott nicht gilt. Und wenn es vor Ihm nicht gilt, sondern nur in meinen Gefühlen, in meinem ungläubigen Herzen und Dünken liegt, dann richten alle solche Beschuldigungen nichts aus. Sie können mich nur zeitweise beunruhigen, vermögen mich aber nicht zu verdammen. Das meint der Apostel hier, wenn er sagt: „Wer will die Auserwählten Gottes beschuldigen? Gott ist hier, der da gerecht macht.“ Da Gott also diese unsere Rechtfertigung für vollkommen ansieht, so geziemt es uns, in seliger Vertröstung und Ruhe dieses große Gnadenwerk zu preisen und zu sprechen: „Alles ist wohl, alles ist vollbracht! Wenn meine Sünden auch tausendmal zahlreicher und größer wären, so würden sie nichts gegen die uns von dem großen Gott gegebene Rechtfertigung wiegen. Gepriesen sei Sein Name!“ |
Römerbrief |
Muss der Richter sonst den Stab zerbrechen,
Kann Er euch doch nicht das Urteil sprechen. Ja, alle Zeugen Müssen hier auf ewig stille schweigen. |
Diese Tagesandacht stammt aus dem „Täglichen Seelenbrot“ von Carl Olof Rosenius. Die Andachten des gesamten Jahres sind in Buchform hier erhältlich.
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